Hallo Purkersdorf

Der Talk über Menschen und Themen

Buchhandlung C.Mitterbauer

Buchhändler aus Leidenschaft

09.08.2023 35 min

Zusammenfassung & Show Notes

Wenn der Kauf und die Beratung von Büchern ein Erlebnis werden sollen, so sollte man unbedingt in der preisgekrönten Buchhandlung Claus Mitterbauer vorbeikommen. Wie der Inhaber seine Kundinnen und Kunden betreut, wie er der Konkurrenz im Internet begegnet und wie sein Leben mit Büchern verwoben ist, all das erfahrt ihr in dieser Episode von HALLO PURKERSDORF.

HALLO PURKERSDORF
Der Talk über Menschen und Themen in und um Purkersdorf




In der heutigen Episode spreche ich mit Klaus Mieterbauer, dem Inhaber der Buchhandlung Mieterbauer in Purkersdorf. Klaus eröffnete die Buchhandlung vor 33 Jahren und teilt seine Geschichte über seine Liebe zu Büchern und zur Literatur. 

Nach seiner Lehre im Buchhandel arbeitete Klaus in verschiedenen Buchhandlungen, bevor er sich entschied, seine eigene Buchhandlung zu eröffnen. Dies geschah nach einem Treffen mit den Hausbesitzern, die eine Buchhandlung wieder eröffnen wollten. Klaus ist immer bedacht und versucht, in der jeweiligen Situation aufmerksam zu sein. Er betont die Wichtigkeit von Service und individueller Betreuung in seinem Geschäft. 

Klaus spricht auch über die Herausforderungen, denen Buchhandlungen durch den elektronischen Buchhandel und große Online-Plattformen wie Amazon gegenüberstehen. Er hebt hervor, dass persönliche Erfahrungen und Resonanz mit Büchern einzigartig sind und von Algorithmen nicht repliziert werden können. Klaus kritisiert auch die Steuervergünstigungen, die Amazon in anderen Ländern erhalten hat. 

Er spricht auch über die Bedeutung des Lesens und des Vorlesens, um junge Menschen für Bücher zu begeistern. Klaus erwähnt, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen aufgrund der zunehmenden Smartphone-Benutzung abnimmt. Er ist kein großer Fan von Computern, obwohl er glaubt, dass die Rettung der Welt im Digitalen liegt. 

Klaus betont die Anonymität und den persönlichen Service, den seine Buchhandlung bietet. Er behandelt seine Kunden als Menschen und nicht als Funktionsträger. Zum Schluss spricht er über seine Wünsche für die Zukunft seines Geschäfts und die Herausforderungen, mit denen kleine Buchhandlungen konfrontiert sind.

Wenn ihr Klaus Mitterbauer noch nicht persönlich kennengelernt habt, empfehle ich euch, in seinem Laden vorbeizuschauen. Er nimmt sich gerne Zeit für Gespräche. Vielen Dank für das Zuhören und bis zur nächsten Episode!


Blog Beiträge zu allen Episoden kannst du unter  hallo-purkersdorf.blog nachlesen.

Info
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Transkript

Music. Herzlich Willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer von Hallo Purkersdorf, der Talk über Menschen und Themen in und um Purkersdorf. Heute wiederum direkt in Purkersdorf, direkt am Hauptplatz. Ich befinde mich hier in der Buchhandlung Mieterbauer mir gegenüber, der Inhaber Klaus Mieterbauer. Servus Klaus. Grüß dich Michael. Ja Klaus, mich freut es wahnsinnig, heute mit dir ein Gespräch führen zu dürfen. Ich gehe gleich am Anfang darauf ein, immer wenn ich dein Geschäft betrete. Habe ich das Gefühl, dass ich entschleunigt werde von der Zeit. Und ich habe so wirklich das Gefühl, wenn ich bei dir reinkomme ins Geschäft, in die Buchhandlung, die Bücher atmen und du atmest im Gleichklang mit ihnen. Ich bin einmal gefragt worden, warum groß über der Buchhandlung Buchhandlung, Buchhandlung steht und klein mein Name und dann habe ich gesagt, ich darf hier arbeiten. Das empfinde ich auch so, dass ich hier arbeiten darf und nicht muss. Und meine Einstellung ist, wenn ich in der Früh ins Geschäft komme, ich weiß nie, wer hereinkommt. Ich weiß nie, welche Gespräche geführt werden. Und deswegen muss einfach mal Platz sein. Man merkt auch, wenn man zu dir kommt, und ich glaube, alle Kunden lieben das auch, du nimmst dir für jeden deiner Kundinnen und Kunden einfach den Raum und die Zeit, den die brauchen. Und ich habe auch schon bemerkt, du lässt dich auch nie aus der Ruhe bringen. Auch wenn drei, vier Kunden stehen, du kürzt deswegen die Servicezeit, wenn ich es jetzt so nenne, für die Kundin oder den Kunden, den du gerade bedienst, deswegen nicht ab? Es geht ums Wahrnehmen des Einzelnen. Und bei der Supermarktkasse muss ich auch warten. Da habe ich nicht so interessante Ablenkung. Und wenn ich merke, dass jemand ungeduldig ist, dann frage ich den Kunden, ob ich unterbrechen darf und den anderen vornehmen darf, damit ich nachher Zeit habe, um das Gespräch fortzuführen. Auf all das möchte ich natürlich auch noch tiefer eingehen, aber ich würde jetzt auch kurz das Geschäft beleuchten. Wie lange gibt es die Buchhandlung jetzt schon? Ja, die ist am 24. Mai. 1991 eröffnet worden. Also eigentlich bin ich jetzt im 33. Jahr. Es ist immer schön, weil die erste Donnerleon ist am 24. Mai 1991 auch erschienen. Da brauche ich nicht mitzählen. Das hat sich aber so ergeben. Gehen wir auf deinen Lebensweg ein. Wie war dein Lebensweg hin bis zum Buchhandel? Ja, ich bin ein Wirtsbuer und meine Eltern hatten ein Schichtarbeiterwirtshaus in der Steiermühle. Unten war das Wirtshaus, im ersten Stock die Arbeiterbibliothek und der Kinovorführer, und darüber haben wir gewohnt. Ende der ersten Klasse sagt meine Schwester zu mir, da ist eine Bibliothek. Und ich sage, was ist das? Und da kann man sich Bücher ausspucken. Da ich das Glück hatte, dass meine Eltern relativ wenig Zeit für mich hatten. Kam ich sehr viel in die Bibliothek. Hast du dich sozusagen mit deiner Zeit selbst gefühlt, mit dir selbst beschäftigt und bist oft in die Bibliothek? Ja, wenn die Aufgabe gemacht war, habe ich Zeit gehabt. Um sieben Uhr hat es geheißen, zu Hause zu sein. Das war das eine. Und das andere, dass ich nicht nur am Dienstag, wo die Kinder in die Bibliothek gehen durften, sondern auch am Donnerstag, weil ich mich ordentlich benommen habe, durfte ich auch am Donnerstag in die Bibliothek und habe in der Woche meine fünf Bücher konsumiert. Das heißt, dort hast du deine Liebe zu den Büchern und zur Literatur gefunden? Dort ist die Verwurzelung in der Heimatbuch passiert. Und wie ging es dann weiter? Wie kamst du nach Wien oder wie kamst du nach Purkersdorf? Naja, das ist dann so gegangen, dass ich in ein katholisches Internat kam, wo ich das Glück hatte, wiederum eine wunderbare Bibliothek vorzufinden, wo auch der Thomas Bernhard und all das, was sonst in einer katholischen Bibliothek normalerweise nicht vorzufinden ist, vorhanden war. Und auch zwar nette, höherklassigere Mitschüler haben dann immer wieder so ein Hölzel geworfen, wo es weitergehen kann. Dann habe ich Thomas Bernhard gelesen und die Ursache eine Andeutung und habe dann beschlossen, die Schule zu beenden. Und zuerst dann in Gmunden am Kampfersteg. Dann ist mein zukünftiger Chef, der Hannes Herzog, dahergekommen, der immer wieder nach der Arbeit ist. Die Buchhandlung war am Hauptplatz und nach der Arbeit ist er dann immer dort hingekommen. Ich sitze da und sage zu ihm, Hannes, suchst du einen Buchhändler? Und er sagt, ja. Dann sage ich, da sitzt einer. Und er ist darauf angesprungen? Dann gab es ein Vorstellungsgespräch, weil das war beim Landesverlag, also beim Personalschiff, beim Gansinger. Das war irgendwo im Haushockviertel. Sieben Tage vor meinem 18. Geburtstag habe ich angefangen. Jetzt bin ich 43 Jahre Buchhändler. Aber da merkt man schon, Bücher haben dein Leben immer ganz enorm viel beeinflusst. Du bist seelisch eigentlich sehr mit denen, wenn ich es sagen darf, verwurzelt. Wie ich vorhin gesagt habe, Bücher sind Heimat. Die Kulturtechnik lesen habe ich mit der Enet Pleiten gelernt und durch das Lesen einfach verschiedenste Welten, Wirklichkeiten kennengelernt und Trost gefunden, meine Neugierde befriedigt. Viel gelacht, auch viel geweint mit Büchern. Gestaunt, wie man was erzählen kann. Wie kamst du dann nach Purkersdorf? Ich bin dann nach meiner Lehre nach Wien gegangen und habe dann meinen Zivildienst gemacht. Ich hatte meine Lehr- und Wanderjahre, wo ich versucht habe, andere Dinge auch zu machen. Aber eigentlich habe ich immer im Buchhandel gearbeitet, habe nie aus dem Blick verloren. Dann habe ich in der Buchhandlung für fünf Jahre auf der Maröverstraße gearbeitet. Dann habe ich meinen Chef gekündigt und habe nicht gewusst, warum. Dann ging ich unter anderem zu einer Astrologin und die hat gesagt, sie werden innerhalb vom nächsten halben Jahr eine Buchhandlung aufmachen. Ich war ungefähr so alt wie ich damals, also so 28, 29. Ich habe mir ein bisschen ausgehend und habe gesagt, nein, kann es nicht sein, dass ich im Kulturschanalismus etwas machen werde. Weil ich damals bei der Buchkultur gearbeitet habe und Interviews gemacht habe und Rezensionen und alles Mögliche. Und dann sagt sie, lauf jetzt unbedingt malern. Und am 39. Dezember, die Buchhandlung sieht mir vom Zug aus, bin ich zu einem Silvesterfest gefahren. Und der Zug fährt da langsam ein und ich sehe vom Zug aus, dass die Buchhandlung leer ist. Und die Frau, mit der ich da rausgefahren bin, sagt zu mir, schau, die Buchhandlung ist leer. Und ich sage, ja, ja. Entweder, wenn er verkauft hat, dann hat er schon verkauft, oder er macht große Inventur, oder er baut um. Also du hattest keinesfalls geglaubt, dass du hier Fuß fassen könntest? Nein. Und vier Tage später, am 4. Jänner, hat mich dann eine Kollegin von der Buchkultur angerufen, und hat gesagt, du willst dich doch schon immer selbstständig machen. Mein Vater ist Studenfreund gegangen mit den Hausherren und er hätte gerne wieder Buchhandlung. Ich habe zwei Jahre vorher Buchhandlung durchkalkuliert und habe sie aber dann nicht gemacht, weil ich geträumt habe, ich soll es mit dem nicht machen. Damals habe ich schon wegen der Finanzierung mit Leuten gesprochen gehabt. Und am 4. Jänner 1991 habe ich dann mit denen wiedergeredet und gefragt, ob das eigentlich noch steht, was man vor zwei Jahren geredet hat. Und es hat geklappt, ja, und dann habe ich da angerufen beim Hausherrn. Und dann habe ich mich geschneitzt und gekrampelt und bin am 4. Jänner da rausgefahren. So ist das passiert, ja. Ich nehme mal an, so wie ich dich kenne und über die vielen Jahre, die du schon hier bist, hast du deinen Lebensweg und deine Entscheidung natürlich auch nicht bereut. Nein, in keinster Weise. Das 29. Lebensjahr, also zwischen 8. und 20. und 30. ist eigentlich das, wo sich vieles entscheidet, wo es darum geht, was das Eigentliche ist, einem das Eigentliche ist. Entweder sie heiraten oder sie scheiden in der Zeit oder eine Bandschrift heiraten oder es gibt einen wichtigen Jobwechsel. Und wenn man das tut, was einem das eigene ist, dann ist die Prüfung, wenn das wiederkommt, das ist so zwischen 56 und 60, dann ist das keine Krise, sondern wird nur antriggert und sonst kommt es zu einer Krise. Dann passiert dasselbe noch einmal. Dann passiert es noch einmal. Dann wird die Frage noch einmal gestellt. Wenn ich dich auch fragen darf, wie hast du deine Frau kennengelernt? Wird wahrscheinlich auch etwas mit Büchern zu tun gehabt. Nein, das hat mit meiner anderen Leidenschaft, mit dem Freejazz, zu tun. Ich war beim Jazzfestival in Niklsdorf, was jetzt gerade vor ein paar Tagen wieder war. Das 43. Mal. Also beim zweiten Mal war ich das erste Mal unten. und fährt mir das P30 an. Aber das hat meine Frau das erste Mal gesehen. Sie hat aber mit Friedscheiß nix am Hut, sie hat nur einer Freundin geholfen. Da habe ich sie das erste Mal gesehen und so haben wir uns kennengelernt. Ich hätte gewettet, nach den Büchern immer einen großen Wert in deinem Leben zu haben, dass auch hier Bücher irgendwie mitgespielt hätten. Nein, nein, nein. Bücher spielen bei uns eine große Rolle und es wird viel gelesen und austauscht, aber das grundsätzliche Nein waren nicht die Bücher. Da haben wir jetzt schon gehört, eine deiner Lieben ist Freejazz. Was macht den Klaus noch aus, als Privatmensch? Wir kennen dich alle hier in deinem Buchgeschäft, in deiner Profession sozusagen. Was macht den Menschen Klaus aus, den Privatmenschen? Suchend. Freejazz suche ich mir nicht zu Hause an, das suche ich mir nur live. Und das Aufnahmen halte ich nicht aus. Das macht mich nervös. Und sonst ist halt, was sehr wichtig ist, die Familie. Ich habe drei Kinder und die Stille. Du wirkst auch immer für mich sehr überlegt. Deine Aussagen oder wenn man dich trifft und mit dir spricht, es wirkt für mich immer einerseits entschleunigend, aber das Wichtige dabei überlegt. Kommt nichts überhastet oder spontan. Bist du sozusagen kein spontaner Mensch, was würdest du von dir sagen? Nein, es ist ja der Versuch, spontan auf den Menschen zu reagieren in der Situation. Das ist schon eben der Versuch, ihn wahrzunehmen. Ich habe letztens einer Kundin gesagt, weil sie so Angst vor der Veränderung gehabt hat und so, dann fällt mir einfach der blöde Satz ein, «Panther, Reh, sonst frisst Panther das Reh.», Und sie hat zum Lachen angefangen. Ist vorher noch nicht in meinem Hirn gewesen. Es ist, wie gesagt, der Versuch, immer da einen Raum offen zu haben, weil er nicht weiß, wer reinkommt. Du lässt dich sozusagen von der Situation der Kunden überraschen. Von dem, was sie lebensenergietechnisch mitbringen. Mit ihrer Wirklichkeit, die sie reinbringen. Du schreibst dich als Klaus mit C. Gibt wenig, oder ich habe es eigentlich fast noch kaum gesehen, Klaus mit C. Wie kommt es dazu? Steht im Taufschein und mit 20 habe ich das gesehen und dann habe ich mir gedacht, gut, wenn es da drinnen steht. Also es hat keinen tiefen Grund. Das ist die Klammer in meinem Leben. Du als Buchhändler hast natürlich speziell in der jetzigen Zeit mit den elektronischen Buchhandel und ich nenne hier mal der größte, der am Markt ist, Amazon, eine riesige Konkurrenz. Das ist gar keine Frage. Wie begegnest du dieser Konkurrenz? Nachdem Jeff Bezos Amazon aufgemacht hat, gab es kurz darauf eine Biografie und das heißt, man sollte seinen Feind kennenlernen und die habe ich gleich einmal gelesen und dann habe ich halt gelesen, dass sein Onkel eigentlich beim Pentagon für Hard- und Software zuständig war und dass endlich der Chef Bessus immer die ausgemusterte Hard- und Software bekommen hat und dadurch immer die Nasen vorn gehabt hat. Da haben die anderen erst nachdenken müssen und dann hat er das schon gemacht. Er hat mit Risikokapitalanlegern gearbeitet und mit Verlustabschreibung und wenn ich das tun würde in Österreich, dann wäre schon ein wenig ein verlässlicher Greder angeklagt. Also mit Verlust in der Form. Jeff Bezos hat oder Amazon oder die großen Big Five oder überhaupt die großen Internetkonzerne versteuern entweder zu 14% in Malta oder zu 4% in Luxemburg und kriegt Standortsubventionen, strukturschwachen Regionen das aufmacht, kriegt Lohnnebenkosten erlassen und so weiter. Also wenn ich so arbeiten könnte unter diesen Rahmenbedingungen, dann wäre ich glücklich. Aber eigentlich ist es nicht gut, weil ja die ganze Infrastruktur und alles wird genutzt, die Rechtssicherheit wird genutzt und im Grunde genommen abgeschöpft und abgeschöpft und das Wasser rinnt nach oben. Die Komponente, die wir auch noch mitbedienen, ist, wie vorhin schon drüber geredet, die soziale Komponente, nämlich den Einzelnen wirklich in seinem wahrzunehmen. Ich bin da weder Arzt noch Psychotherapeut, aber im Vorfeld Gespräche oder ein Lachen kann manches Mal schon was aufhalten, was dann zum Reinaufwacken. Das war es ja früher beim Kramer auch der Fall. Ich würde es einmal so zusammenfassen. Das, was die großen elektronischen Konzerne mit elektronischen Mitteln machen, dass sie die Lesegewohnheit ermitteln, versuchen zu ermitteln, Du sprichst mit den Menschen, gibst ihnen Tipps oder öffnest ihnen Türen, literarisch, dass du sagst, das könnte sie oder das würde sie interessieren. Und umso länger sie sozusagen eigentlich zu dir kommen, umso genauer kennst du sie. Es ist ja nicht nur ein Gefühl, immer gleichmäßig zu bedienen, wie es ein Algorithmus macht, sondern es geht ja im Grunde genommen darum, auch andere Türen aufzumachen. Genau, damit du nicht in dieser einen Blase stecken bleibst. Stecken bleibst, sondern dass du wirklich auch andere Türen öffnest. Dass da der Blick geweihtet wird. Bei einer Lesung ist mir ein Bild eingefallen, wo ich den jungen Zuhörern, die auch im Publikum waren, klarmachen wollte, was eigentlich Literatur ist. Also einerseits habe ich in den ORF-Wissenschaftsnachrichten gehört, dass circa 1,2, 1,3 Milliarden Jahre entfernt ein Stern explodiert ist und dieser Lichtstrahl jetzt von einem Teleskop wahrgenommen wurde, dass sich der durch Raum und Zeit bewegt hat, 1,2 Milliarden Jahre. Und ich habe das irgendwie nicht fassen können. Dann ist mir etwas Weiteres eingefallen, weil ich darüber nachgedacht habe, was ich da sagen werde. Dann habe ich so ein Kuddelmuddel im Kopf gehabt. Und dann ist draus geworden, dass er eigentlich auch ein Schriftsteller, ein Stern ist, der sich verdichtet und dann aus dieser Verdichtung Explosion kommt und dieser Strahl durch Raum und Zeit geschickt wird und im Teleskopbuch eingefangen wird und wenn ich das aufschlage, dann gehe ich mit dem, was der Autor schreibt, in Resonanz und es macht mir einen Türlauf, den ich vielleicht vorher nie wahrgenommen hätte. Das kann meines Erachtens ein Algorithmus nicht, auch wenn wir, nicht nur ich, eine Zeit lang wirklich darunter gelitten haben, wenn wir jemandem etwas vorgeschlagen haben. Der hat dann gesagt, na gut, dann gehe ich nach und schau dann mal im Netz nach. Und dann merkt man eigentlich, dass man durch einen Algorithmus ersetzt wird. Oder den zumindestens das Konkurrent hat. Nein, in vielen Dingen auch nicht nur das Konkurrent, sondern der ist glaubwürdiger. Der Algorithmus ist glaubwürdiger. Und das ist das Absurde. Ich habe es ja nicht nur erklärt, sondern ich denke mir auch etwas dabei. Ich verkaufe keinem Mischlingshundehalter ein Zuchtbuch für Kampfhunde. Also kann man ganz eindeutig sagen natürlich, das Erfolgsrezept gegen die Großen ist natürlich de facto die Serviceleistung. Das ist die Serviceleistung, aber das Schwierige ist, unter den Rahmenbedingungen, wo es heißt, alle sind gleich. Also auch bei den Steuergesetzen und so, es ist aber keine Chancengleichheit. Es ist eine absolute Wettbewerbsverzerrung. Und wenn dann in Verteilerlager von Amazon unter der letzten Regierung dann Razzien gemacht worden sind, dann sind die kleinen Zusteller, die scheinselbstständigen Zusteller, die wirklich um einen Nasenraum arbeiten, die sind bestraft worden. Da sind tausend Strafen ausgesprochen worden, aber nicht eigentlich das Prinzip an sich. Und das Prinzip an sich wird gefördert. Es hat den Anschein, wie wenn man uns eigentlich, also den stationären Handel, nicht mehr braucht. So wie man vorher den Lebensmittelhandel sukzessive umgebracht hat. Man hat dann nur gesprochen, wenn eine größere Kette dann gewackelt hat, wieviel? 100 Arbeitnehmer, das sind die da, die einen Arbeitsplatz verlieren. Verlieren, aber nicht darüber gesprochen, wenn die hunderte kleinen Fanböcks und wer auch immer dann eingegangen sind, dass die Leute, die dort gearbeitet haben, ihren Job verloren haben und an und für sich auch die Leute, die dort einkaufen sind, eine Ansprechstelle verloren haben. Du bist als Buchhändler natürlich dem Wort, der Schrift verpflichtet. Wie siehst du die Thematiken hin zum Gendern? Ich bin kein Freund der Political Correctness, da werde ich von meinen Kindern dann immer wieder gemaßregelt. Ich bin in einem Wirtshaus aufgewachsen und in eine Klosterschule gegangen. Ich kenne beides. Ich finde, dass diese Form eine Form von Sprachpolizei ist, die einem immer wieder das Denken zerhackt. Ich bin natürlich der Meinung, dass es eine weibliche Form braucht. Aber es ist, wie der Paracelsus sagt, alles was zu ist, ist ein Gift. Die Menge macht das Gift. Die Menge macht das Gift, genau. Und wenn es zu viel ist, dann verfranz ich mich in dem richtig... Sprechen und übersehe das Wesentliche. Zu dem Punkt wäre mir auch wichtig, wie siehst du das, alte Werke, die natürlich in keiner Form auf das Rücksicht nehmen können, was wir heute als political correctness sehen, wie siehst du das, sollen die umgeschrieben werden, sollen die nicht mehr in den Buchhandel kommen? Nein, um Himmels Willen. Wenn man das tut, dann... zum Beispiel die letzten aktuellen Winituner. Das ist absurd. Das ist absurd. Das ist krank. Das ist ein Grundgenummer, ein Zerstören einer Tradition. Wenn ich die Orthographie verändere, wenn ich einen Text aus dem 17. Jahrhundert habe, der lesbar ist, ja, aber ich kann dort nicht das Plumpsklo durch ein Watercloset ersetzen. Das geht nicht. Das würde die Geschichte noch mehr verfälschen, als sie immer wieder wird. Du hast ja im vorigen Jahr auch einen Preis erhalten. Ja, den hat die Buchhandlung bzw. haben meine Frau und ich erhalten. Also, ihr für euer Werk. Was für Kriterien gibt es bei diesem Preis? Also, dieser Preis wird seit einigen Jahren vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels und vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst ausgeschrieben. Es werden im Rahmen dessen jährlich fünf Buchhandlungen gewählt, die entweder neue Konzepte haben oder durch ihr Konzept, also wir haben keine neuen Konzepte, weil wir arbeiten nicht übers Netz, sondern wir spielen einen traditionellen Buchhandel, mit Lesungen und sonstigen Dingen, wo wir versuchen, den Kunden zu erreichen. Jury besteht aus fünf Mitgliedern. In dem Fall war es die Frau Toderer, eine Nachkommin von Hermito von Toderer, die Kulturredakteurin im ORF ist, die Verlegerin vom Amaltea Verlag, der Krimiautor Rebhandel, der aus See kommt, und zwei Buchhandelsvertreter. Und es waren 87 oder 92 Einreichungen und da sind wir mit vier anderen Buchhandlungen aus anderen Bundesländern zur Buchhandlung des Jahres gewählt worden. Toll und es war! Das hat sich schwer beheuert. Die Nachricht habe ich genau an meinen Geburtstag gekriegt. Genau, zu deinem 60. Geburtstag hast du das bekommen. Das ist ein schönes Geburtstag. Also wirklich an dem Tag wurde ich angerufen. Das ist toll. Die haben das aber nicht gewusst. Wie stehst du jetzt nicht vom Verkauf her, sondern vom Konsum her zum elektronischen Buch? Das elektronische Buch ist doch ein riesengroßer Unterschied. Alleine das komplette haptische Erlebnis ist ja weg. Es ist nicht nur das haptische Erlebnis weg, es ist auch ein olfaktorisches Erlebnis weg. Aber was das Wesentliche ist, dass ja das elektronische Buch, wo ich glaube, dass ich es gekauft habe. Nicht gekauft worden ist, sondern eigentlich man ein Nutzungsrecht dafür hat. Und dieses Nutzungsrecht kann einem jederzeit abgesprochen werden, wenn man gegen die Grundbedingungen des jeweiligen Anbieters verstößt. Wo ich eben bei dir, oder wo du mir gezeigt hast, einen Zeitungsausschnitt, wo eben darüber geschrieben wird, dass ein großer elektronischer Buchhändler seinen Kunden dann dieses Nutzungsrecht entzogen hat und eigentlich alle Bücher gelöscht hat, weil nur das Nutzungsrecht vorhanden ist. Ja, bei diesem einen Fall war es 1984 sinnigerweise von George Orwell und die haben das Nutzungsecht mit einem falschen Verlag abgehandelt und am nächsten Tag mussten sie das löschen, bis dass das wieder neu ausverhandelt wurde. Und die Leute, die gerade am Sonntag noch gelesen haben, haben am Montag nicht mehr weiterlesen können. Gerade bei diesem Buch sehr sinnig. Dieses Buch, da beschreibt es gleich wirklich, wie Big Brother eingreift. Und es gibt auch eine andere Geschichte, dass eine Norwegerin gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen hat. Und aufgrund dessen ja nicht nur das eine Buch, bei dem sie gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen hat, sondern sämtliche Bücher, die sie sich bei Amazon ausgeborgt, also ausgeborgt muss man ja sagen, nicht gekauft hat, dass ja die vom E-Reader gelöscht wurden. Man hat das dann mit Hilfe eines befreundeten Bloggers wieder zurück erstritten. Aber an und für sich, wenn nicht der Widerstand zu groß gewesen wäre, wäre es so ungefähr wie wenn ich zu jemandem in die Bibliothek komme und sage, Entschuldigung, trink deinen Rotwein ruhig weiter, aber du hast meine Nutzungsbedingungen verletzt. Jetzt räume ich das aus, was du die letzten fünf, sechs Jahre bei mir gekauft hast. Gut, kann aber bei dir nicht passieren. Also die Bücher, die man bei dir im Geschäft kauft, die gehören einem dann. Ja. Ja. Lesen und der Weg zum Lesen hin ist ja immer ein großes Thema. Was sagst du, wie würde man junge Menschen zum Lesen bringen? Es gibt einerseits den Spruch, die Mutter des Lesens ist das Vorlesen und der Vater des Lesens ist das Geschichten erzählen. Weil Frau ist im Umgekehrt. Was Sinn macht, weil wenn man einem Kind vorliest oder eine Geschichte erzählt, dann sitzt es meistens ganz eng am Körper angeschmickt und schaut mit ins Buch und ankert in der Stimme und am Körper. Wenn das Kind dann zu lesen beginnt, dann konnotiert es dieses Gefühl des Wohlbehagens der Stimme. Und des Körpers des jeweiligen. Und das erzeugt einmal ein prinzipielles Wohlgefühl. Das ist einmal ein wesentlicher Punkt. Es gibt keine Garantie. Früher hat man gesagt, es gibt ein Drittel Leser und zwei Drittel Nichtleser. Das hat sich vollkommen verschoben. Der deutsche Buchhandel hat die letzten Jahre, man muss das dann analog zum österreichischen sehen, der deutsche hat fünf Millionen Leser an die ganzen Kurzserien verloren. Angefangen von Amazon Prime bzw. auch Arte und so diese ganzen Kurzserien, wo man 45 Minuten Cliffhanger und dann eine schauen und ich habe mich selber erwischt. Ich bin dann bis 2 in der Früh gesessen und war dann noch leer und habe auf vielen Bildern nicht schlafen können. Aber das bindet Ressourcen. Und die Aufmerksamkeitsspanne wird auch immer geringer, geringer, weil wenn ich dann Eltern sehe, die mit dem Kinderwagen fahren und das Kind hat das Handy in der Hand, wird eigentlich mit Bildern, sag ich jetzt bewusst, beschallt, vollkommen das Denken zerhackt und man hat. Eigentlich nicht mehr die Übung, dass man länger an etwas bleibt. Und das führt zu einer Verdummung. Ich habe jetzt schon gemerkt, dass du klarerweise oder nach deinem Aussehen jetzt nicht der größte Freund von Computern bist oder elektronischer Datenverarbeitung. Es macht bis zu einem gewissen Punkt 10. Aber es ist momentan so, ich habe das Gefühl, dass die Rettung der Welt im Digitalen und im Elektronischen liegt. Wobei ich nicht glaube, dass das die Rettung ist, weil es bindet unglaublich viele Ressourcen. Einerseits Energie, andererseits Rohstoffe und andererseits auch menschliche Ressourcen. Die Kunden können sich ja bei dir auch sicher sein, du führst da deine Kundenkartei Und alle Wünsche auch immer noch auf Papier? Auf Papier. Es gibt eine Kundenkartei, wo man die Telefonnummern oder die E-Mail-Adresse eintragen. Aber die Bestellüberleitung passiert nicht elektronisch, sondern es wird auf einen Zettel geschrieben. Und so hat der Kunde, es ist wurscht was er bestellt, es ist anonym bestellt. Es ist hierher gekommen und es ist jemandem weitergegeben worden. Und man kann dadurch nicht, wie bei elektronischen Medien, erstens mal sehen, was derjenige liest, zweitens mal, wie lange er etwas liest, ob er eine bekannte Stelle mehrmals liest, wann er sie unterbrochen hat, die bekannte Stelle, und dadurch ist das Lesen ein individuelles Erlebnis. Also sind natürlich auch deine Assets im Geschäft Service und die Anonymität. Anonymität. Bei mir war es lange so, dass ich, also es ist immer noch so, wenn jemand reinkommt, dann kommt ein Mensch rein. Und ich habe bei vielen lange nicht gewusst, wer er ist oder wer sie ist. Ich bin den Menschen begegnet und nicht einem Namen oder einer Funktion oder was auch immer. Was mich auch noch interessieren würde, wie stehst du zu Purkersdorf, was gefällt dir bzw. was hättest du für die Zukunft oder was würdest du gern ändern? Als ich das Geschäft aufgemacht habe, habe ich in Wien gewohnt. Und mir hat man damals gesagt, ich werde innerhalb von einem Jahr zusperren, weil Purkersdorf, wie es damals geheißen hat, eine Schlafstadt sei. Und die Leute nehmen ein Büro und einkaufen und ich werde innerhalb von einem Jahr zusperren. Ich habe hier bei 100 aufgehört zu zählen, bei 100 Geschäften, die offen zugesperrt haben. Und das ist jetzt mehr als 15 Jahre her. Ich wünsche mir prinzipiell, dass es eine andere Raumordnung und eine andere Flächenwidmung gibt, wo nicht die großen Strukturen auf der grünen Wiese gefördert werden. Wenn man die Situation jetzt schon hat, man müsste eigentlich einen Schatteldienst für die älteren Leute haben, damit sie dann ihren täglichen Bedarf decken können und zum Teil im Bauhof. Die Gemeinden hat man aber, weil keine wirkliche Struktur mehr da ist und Kaufmannschaft, dass die Einnahmen auch fehlen und das verzerrte Bild immer mehr. Das zurückzudrehen ist schwierig, vor allem gerade, wie vorhin gesagt, wo man die großen Strukturen und vor allem die Internetstrukturen fördert. Weil man glaubt, es gibt weniger Verkehr. Das stimmt nicht. Die Booten müssen trotzdem her. Früher ist der Postler gekommen und hat mir am Tag 5 bis 15 Parking gebracht. Wenn er mir eins in der Woche jetzt bringt, dafür bringt er überall Pferde in jede Gasse und bringt die in sein Park. Es hat sich dahingehend nicht wirklich was verändert, also vom Verkehr her. So würde ich mir wünschen, dass die kleinen Strukturen einfach gleichwertiger sind. Die gleichen Rahmenbedingungen. Die gleichen Rahmenbedingungen. Dann lässt sich auch arbeiten. Das Buch war ja ein Produkt, das bei Euro-Einführung billiger geworden ist. Also ein klassischer Roman hat 310 Schillingen gekostet, 310,40, nach Euroeinführung 19,80 Euro, also 20,40 Euro durch die Mehrwertsteuerdifferenz. Also hat er ca. 280 Schillingen auf einmal gekostet, um 30 Schillingen, also sprich um 10% weniger Umsatz gehabt. Wir mussten mehr arbeiten, um auf den gleichen Umsatz zu kommen, um weniger Gewinn zu haben. Und das hat sich seit Aurorenanführung immer mehr verdichtet. Und überhaupt die letzten Jahre jetzt mit den gestiegenen Energiepreisen und sonstigen, was sich überall rund um Atom niederschlägt, kommt man sich vor wie zu Auro, wo die Wände zusammengehen und wo man schaut, wo komme ich raus. Ich habe auch noch einen Satz von dir gelesen, der hat mir unheimlich gut gefallen. Du hast gesagt, Kommerz als Pflicht und Literatur als Kür. Ich habe immer gesagt, ich bin Buchhändler. Buchhändler sein heißt für mich, jemanden dort abzuholen, wo er ist, und ein Stückchen weiterzubringen. Nicht eine Mode zu bedienen. Da ist die Literatur Kür. Also ich kann nur sagen, allen, die vielleicht jetzt noch nicht bei dir, im Geschäft sind, was ich doch wirklich hoffe, dass das ganz, ganz wenig sind. Es gibt Leute, die noch sagen, jetzt bin ich 20 Jahre im Brückersdorf, jetzt habe ich sie entdeckt. Aber für all die, die dich vielleicht noch nicht entdeckt haben, kann ich wirklich nur sagen, kommt vorbei in den Buchhandel zum Klaus Mitterbauer, lernt ihn persönlich kennen. Du nimmst ja auch für jeden Zeit, also man kann auch in ein Gespräch mit dir dann eintauchen. Ich sage dir ganz, ganz herzlichen Dank für deine Zeit, für das Interview. Danke, Michael. Und wünsche dir und mir und uns natürlich, dass dein Geschäft und der Buchhandel auch weiterhin besteht. Danke dir. Danke auch, danke. Ja, und euch, liebe Hörerinnen und Hörern, sage ich wie immer Danke fürs Zuhören und. Tschau, bis zur nächsten Episode.

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