Hallo Purkersdorf

Der Talk über Menschen und Themen

Mag. Karl Schlögl

Das sehr persönliche Interview mit Karl Schlögl

02.03.2022 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

Mag. Karl Schlögl
Ein Mann, dessen Leben 50 Jahre von der Politik geprägt war. Er war Staatssekretär, Innenminister, Landespolitiker und über 20 Jahre der Bürgermeister von Purkersdorf.
Sehr viele Entwicklungen in der Stadt gehen auf seine Amtszeit zurück. Ich möchte nun wissen wie es Karl Schlögl, nachdem er keine Politischen Ämter mehr bekleidet, geht, was seine jetzigen Ziele im Leben sind und wie seine eigene Retrospektive aussieht. Freut euch auf ein sehr persönliches Gespräch mit Karl Schlögl.

Für weitere Infos zu dieser Story hier auf Shownotes klicken.

HALLO PURKERSDORF
Der Talk über Menschen und Themen in und um Purkersdorf



In diesem Podcast-Transkript wird ein Interview mit Magister Karl Schlögl geführt, dem ehemaligen Bürgermeister von Purkersdorf. Es wird über seine politische Karriere, seine Verbindung zu Purkersdorf und die Unterschiede zwischen Gemeinde- und Bundespolitik gesprochen. Schlögl betont, dass er seit 50 Jahren in der Politik ist und dass Purkersdorf eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt, da er dort aufgewachsen ist und viele Freunde hat. Er hebt auch die Vorzüge von Purkersdorf hervor, wie die Nähe zur Großstadt Wien und die schöne Umgebung. Schlögl betont, dass man in der Gemeindepolitik viel bewegen und gestalten kann, aber dass man in der Bundespolitik mehr Einfluss hat. Er erwähnt auch seine Zeit als Innenminister und wie viel sich in dieser Zeit verändert hat. Insgesamt gibt das Transkript einen Einblick in Schlögls politische Karriere und seine Verbindung zu Purkersdorf.


Blog Beiträge zu allen Episoden kannst du unter  hallo-purkersdorf.blog nachlesen.

Info
Dieser Podcast wird privat betrieben und steht allen politischen Richtungen sowie Organisationen neutral gegenüber. Kontakt unter
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Transkript

Hallo Purkersdorf
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Ja, herzlich willkommen, liebe Hörerinnen von Hallo Purkersdorf, dem Talk über Menschen und Themen, Geschichte in Purkersdorf und Umgebung. Es freut mich heute bei unserem, wie darf ich es jetzt dann sagen, vorherigen Bürgermeister, Altbürgermeister oder dem Bürgermeister von Purkersdorf zu sein, Magister Karl Schlögl. Servus Karl. Hallo. Gleich erste Frage, wie findest du sozusagen am besten die Anrede als Bürgermeister, ich glaube Ex-Bürgermeister nicht,
Karl Schlögl
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Altbürgermeister auch nicht? Ich würde gar nicht, dass es Alt- oder ehemaliger Bürgermeister. Wir haben einen amtierenden Bürgermeister, der soll als Bürgermeister angesprochen werden und ich bin der ehemalige Innenminister. Gut, na ja, also dann dürfen wir heute beim ehemaligen Innenminister
Hallo Purkersdorf
00:00:55
Magister Karl Schlögl zu Gast sein. Ich darf ja sagen, wir sitzen hier in einer Viererrunde mit der Frau von Karl, der Gaby. Hallo Gaby. Das heißt, wir sind hier in einer geselligen Runde und werden diesen Podcast aufnehmen. Ja, lieber Karl, du bist ja geboren, 28. Jänner 1955 und einer der wichtigsten Punkte, du hast in deinem Leben 40 Jahre Politik hinter dir. In diesen 40 Jahren hast du sehr viele Stationen durchgemacht, du hast Gemeindepolitik gemacht, du warst Staatssekretär, du warst Innenminister, aber für Purkersdorf der wichtigste Punkt, du warst der Bürgermeister von Purkersdorf, der Purkersdorf in den letzten 20 Jahren de facto geprägt hat. Wie würdest du sagen, ist jetzt von dir gefühlsmäßig deine Einstellung zu Purkersdorf? Wie war sie als Bürgermeister und wie empfindest
Karl Schlögl
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du es jetzt in der Zeit, wo du dieses Amt nicht mehr begleitest? Naja, ich bin eigentlich seit 50 Jahren in der Politik. Ich habe mit 17 Jahren als Jugendfunktionär begonnen, habe damals schon Bruno Greyski kennengelernt, der mein großes politisches Vorbild war, der mich auch aus einer katholischen Familie, bürgerlichen Familie zur Sozialdemokratie gebracht hat und ich habe eigentlich fünf Jahrzehnte sehr, sehr erfolgreich und sehr, sehr schöne Jahre in der Politik gehabt und mit Purkersdorf verbindet mich einfach, dass ich hier groß geworden bin, dass ich als Kind aufgewachsen bin, dass ich zur Schule gegangen bin, dass ich hier gewohnt habe, gelebt habe und sehr, sehr viele Freunde habe und das Glück gehabt habe, diese Stadt fast 28 Jahre mitgestalten zu können. Das heißt,
Hallo Purkersdorf
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dein Lebensmittelpunkt war eigentlich immer Purkersdorf? Die ersten fünf Jahre habe ich in
Karl Schlögl
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Schauching gewohnt, das ist in der Nähe von St. Pölten bei Bira und mit sechs Jahren sind meine Eltern nach Purkersdorf gezogen. Mein Vater war Förster in Purkersdorf und seitdem lebe ich in
Hallo Purkersdorf
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Purkersdorf. Deine Purkersdorfer Wurzeln sozusagen sind ja ausschlaggebend für alles, was du hier getan hast und bewegt hast. Wie würdest du denn sagen, hat dich Purkersdorf verändert? Gibt es hier eine Veränderung, sozusagen eine Prägung von Purkersdorf auf dich? Purkersdorf ist eine
Karl Schlögl
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Stadt, die sehr, sehr viel an Vorzügen hat. Man hat den Vorzug des Lebens am Land und gleichzeitig den Vorzug, dass die Großstadt, die Weltstadt Wien in der Nähe ist und das prägt natürlich man ist sowohl Stadt als auch Landmensch hier in Purkersdorf und Purkersdorf hat eine tolle Umwelt, Purkersdorf hat sehr, sehr viele Dinge, die andere Städte in dieser Größe nicht haben
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und das prägt einen. Du hast in deinem politischen Leben viele erfolgreiche Stationen absolviert. Wir haben schon angesprochen, du warst Staatssekretär, du warst Innenminister, du warst sehr lange Bürgermeister. Aus deiner Sicht, wo kann man de facto eigentlich wirklich mehr bewegen, direkt politisch? Ist es in der Bundespolitik, dass du mehr bewegen kannst oder ist es doch eigentlich,
Karl Schlögl
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obwohl schwer vergleichbar ist, in der Gemeindepolitik? Also in der Gemeindepolitik kann man sehr, sehr viel verändern, bewegen, gestalten und ich behaupte, ohne jetzt arrogant zu sein, dass in diesen 27 Jahren sich Purkersdorf in meiner Zeit als Bürgermeister dramatisch zum Positiven verändert hat. Aber natürlich gestalten kannst du mehr in der Bundespolitik und ich habe das Glück gehabt, Innenminister zu sein. Der Innenminister ist die zweitwichtigste Funktion in dieser Republik nach dem Bundeskanzler und die drei Jahre, wo ich Innenminister war, war einfach eine Zeit, wo sich sehr, sehr viel getan hat und wo ich sehr viel entscheidend für die Zukunft gestalten konnte. Was hat dich eigentlich zur Politik gebracht? Wir haben jetzt schon gehört,
Hallo Purkersdorf
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dass die Zeit von Bruno Kreisky dich zur Sozialdemokratie gebracht hat und du eigentlich aus einer bürgerlichen Familie herausstammst. Was waren die ausschlaggebenden Teile, die dich Punkt A zur Politik und in weiterer Folge zur Sozialdemokratie gebracht haben? Also meine Eltern
Karl Schlögl
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waren tot unglücklich, dass ich Mitglied der SPÖ geworden bin und Ernst Grossmann, ein väterlicher Freund von mir, hat gesagt, mein Vater war bei ihm und hat ihm ganz entsetzt gesagt, stell dir vor, mein Bub ist jetzt zu den Roten gegangen. Also das war in unserer Familie doch ein sehr schwerwiegendes Ereignis, dass der älteste Sohn diesen Weg eingeschlagen hat. Wieso bin ich zur Sozialdemokratie gekommen? Erstens in unserer Familie und bei mir hat es immer eine total wichtige grundsoziale Einstellung gegeben und wir haben unser Leben immer so verstanden, dass es nicht für uns alleine, sondern auch für die Mitmenschen gestaltet werden muss. Also eine sehr hohe soziale Kompetenz in meiner Familie. Darüber hinaus war die 70er-Jahre geprägt von der Veränderung in der Welt, der Veränderung in Österreich. Bruno Kreisky war ein Symbol dafür, seine Reformpolitik, seine Persönlichkeit, die haben mich sehr, sehr stark fasziniert und deshalb habe ich den Weg zur Sozialdemokratie gefunden und nie bereut. Kann man sagen, dass sozusagen Bruno Kreisky auch die
Hallo Purkersdorf
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Leitfigur diesbezüglich war, beziehungsweise glaubst du, dass du, wenn es die Leitfigur Bruno Kreisky nicht gegeben hätte, du politisch eine andere Richtung eingeschlagen hättest? Das würde ich
Karl Schlögl
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nicht ausschließen. Ich könnte mich auch als sozialen ÖVPler sehen, aber Bruno Kreisky war natürlich prägend, wobei ich dazu sagen muss, mein eigentlicher politischer Zielvater war nicht Bruno Kreisky, da war ich noch zu jung, sondern das war Franz Franitzki, der hat mich entdeckt, der hat mich gefördert. Ich war viele Jahre sein persönlicher Sekretär für Parteifragen und er hat mich auch in die Bundespolitik geholt, als Staatssekretär und als Innenminister. Ohne Franz Franitzki wäre ich wahrscheinlich nicht in all diese Positionen gekommen. Du warst da dann auch eine Zeitung in der Landespolitik von Niederösterreich tätig? Es gibt Episoden in der Vergangenheit eines Menschen, an die man sich nicht so gerne zurückerinnert und die Landespolitik, es war ein knappes Jahr, war nicht unbedingt die erfolgreichste Zeit meines Lebens. Ja,
Hallo Purkersdorf
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aber das zeigt ja auch von der Größe eines Menschen zu sagen, nicht alles kann positiv sein und ich muss auch erkennen, wenn sozusagen etwas negativ ist oder wenn etwas nicht so gut war, das gehört zu meinem Leben genauso wie die positiven Dinge. Ja, ich habe damals eine
Karl Schlögl
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falsche Entscheidung getroffen, geprägt dadurch, dass ich enttäuscht war, dass ich nicht mehr Innenminister bin, weil schwarz-blau gekommen ist, geprägt durch die Entscheidung, dass die SPD mich nicht als Bundesparteivorsitzenden genommen hat, sondern Alfred Gusenbauer. Da habe ich damals zu wenig gekämpft und dann habe ich mich abschieben lassen nach St. Pölten und das war ein Fehler, den habe ich zum Glück zeitgerecht erkannt und habe mein Leben neu gestaltet im Jahr
Hallo Purkersdorf
00:08:27
2001. Wenn du jetzt so zurückblickst auf all diese Dinge, was waren deine Ziele im Leben und würdest du heute sagen, du hast viele dieser Ziele erreicht oder würdest du etwas anders machen
Karl Schlögl
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aus heutiger Sicht? Also, man würde vieles anders machen und ich kenne niemanden, der ehrlich sagen kann, ich habe in meinem Leben alles richtig gemacht. Ich habe viele Fehler gemacht, ich habe viele tolle Entscheidungen getroffen, ja, aber das ist Vergangenheit. Man muss mit dem leben, was einmal gewesen ist und hat die Aufgabe, alles bestmöglich für die Zukunft besser zu machen und darum hadere ich nicht mit meiner Vergangenheit, sondern versuche die Zukunft besser zu gestalten. Es hat ja mal
Hallo Purkersdorf
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jemand gesagt, die Vergangenheit kann ich nicht ändern, nur die Zukunft, deswegen muss ich meiner Vergangenheit sozusagen vergeben oder mich mit ihr auch in Einklang befinden. Natürlich, wenn ich mein
Karl Schlögl
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Leben noch einmal leben könnte, würde ich einige Dinge versuchen, anders zu machen. Erstens, ich würde mich mehr um meine Familie und meine Kinder kümmern. Das halten mir meine Kinder heute noch vor, dass ich zu wenig da gewesen bin in ihrer Kindheit. Ich würde mein Studium beenden und dann erst meine politische Laufbahn beginnen und ich würde versuchen, mehr Sprachen zu lernen. Das ist eines meiner Defizite gewesen, die ich in der Regierungszeit sehr stark bemerkt habe. Da können wir kurz einen
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Sidestep machen, der natürlich ganz, ganz wichtig ist. Du hast zwei Töchter und bist mittlerweile, was ich weiß, fünffacher Großvater. Jede deiner Töchter hat zwei Kinder und deine Frau hat jetzt auch schon
Karl Schlögl
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ein Enkel, das heißt, du bist fünffacher Großvater. Ja, ich habe vier eigene Enkelkinder und ein angeheiratetes Enkelkind und bin auf alle fünf sehr stolz. Ja, und was ich so weiß, bist du ja ein Großvater, der diese Rolle wahnsinnig genießt. Ja, ich bin sehr stolz auf meine Enkelkinder, weil ich das Gefühl habe, dass das großartige Menschen sind und die werden in ihrer Zukunft noch sehr viel
Hallo Purkersdorf
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bewegen. Du hast ja Purkersdorf als Bürgermeister und das kann man wirklich ohne falsche Übertreibung sagen in den letzten 20 Jahren maßgeblich vorangebracht und maßgeblich geprägt. Was macht dich im Rückblick von dieser Zeit am meisten stolz? Was freut dich am meisten,
Karl Schlögl
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dass es sich so entwickelt hat, wie du es dir vorgestellt hast? Naja, in den 80er Jahren war Purkersdorf eigentlich ein verschlafenes Dorf, eine Gemeinde mit knapp 5000 Einwohnern, wo sich außer dem Jakobemarkt einmal im Jahr nichts bedeutendes bewegt hat. Beginnend mit meinem damaligen Vorgänger Matzka, der die Umgestaltung des Hauptplatzes begonnen hat und die Stadtumfahrung, habe ich versucht, eine Dynamik in diese Stadt hineinzubringen und ich glaube, das ist mir in vielerlei Hinsicht gelungen. Es hat sich kulturell wahnsinnig viel in Purkersdorf getan. Purkersdorf ist weit über die Grenzen hinaus von Niederösterreich bekannt geworden. Wir haben sehr, sehr viele Initiativen gesetzt, wenn ich daran denke, dass wir, wie ich Bürgermeister geworden bin, nahezu nirgends im Purkersdorf Kanal- und Wasseranschluss gehabt haben. Wir haben das Schulsystem aufgebaut, wir haben eine Vielzahl von Kindergartengruppen gebaut, einen Schülerort ein Ärztezentrum eingerichtet. Wir haben wichtige Betriebe in Purkersdorf angesiedelt, wie beispielsweise die österreichische Bundesförderung. Wir waren die erste Stadt in Österreich, die es gelungen ist, ein Privatgymnasium zu errichten. Damals haben mich alle belächelt, haben gesagt, ich bin größenwahnsinnig. Heute haben wir mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler in unserem Gymnasium und eine Dependanz in Dullnerbach. Wir haben das Sanatorium Purkersdorf, ein Kulturjuwel erster Klasse, gerettet, saniert, eine neue Bestimmung zugeführt und ich könnte da sehr, sehr viele weitere Initiativen aufzählen. Also das waren sehr, sehr erfolgreiche 27 Jahre und ich bin eigentlich sehr stolz darauf und selbst meine politischen Gegner der Vergangenheit sagen jetzt, dass ich das recht gut gemacht habe. Was wünschst du dir für Purkersdorf? Was würdest du sagen,
Hallo Purkersdorf
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das wären noch Punkte, das wäre schön, wenn sich das in Purkersdorf jetzt so in diese Richtung
Karl Schlögl
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weiterentwickelt? Also ich habe eigentlich nur einen Wunsch, dass die Vernünftigen in Purkersdorf weiterhin das Reden haben und dass die Dummen und Schlechtredner in Zukunft nicht die Möglichkeit haben, Purkersdorf zu gestalten, weil das wäre schlecht für diese Stadt. Würdest du eigentlich heute gerne noch Innenminister sein? Also die Zeit des Innenministers war für mich die schönste Zeit meines Lebens. Ich möchte diese Zeit nicht vermissen, aber sie war natürlich auch eine herausfordernde und schwierige Zeit. Ich möchte nur an ein paar Dinge erinnern, die es in diesen drei Jahren gegeben hat. Das war die Briefkausa, die in meiner Zeit aufgeklärt worden ist. In meiner Zeit ist das Schengen-Abkommen umgesetzt worden. Österreichs Grenzen zu Italien und zu Deutschland sind geöffnet worden. Heute sind sie wieder geschlossen. In meiner Zeit ist die DNA-Analyse eingeführt worden. Heute eine Methode, die völlig unbestritten ist, damals heftigst diskutiert gewesen worden ist. In meiner Zeit ist eine Reihe von großen Unglücken passiert. Ich denke da nur an das Lawinienunglück in Kaltür, wo ich in einer Nacht als Innenminister 30 Hubschrauber von der NATO organisieren habe müssen, die die Menschen dort ausfliegen mussten. In meiner Zeit hat es grobe Unglücke in Lassing gegeben. Ich war der erste Präsident von Europol, das in meiner Zeit gegründet worden ist. So könnte ich viele andere Dinge aufführen. Den Kosovo-Krieg hat es gegeben, wo einige 10.000 Menschen aus dem Kosovo nach Österreich geflogen haben, die Flüchtlinge gewesen sind. Das heißt, es war eine sehr bewegte Zeit. Ich habe die Kausa-Oma-Fuma gehabt, wo ein Asylwerber, ein Drogenhändler abgeschoben worden ist und mit der Abschiebung gestorben ist, wo ich heftige Angriffen ausgesetzt gewesen bin. Wobei man aber sagen muss, du hast die politische Verantwortung auch übernommen. Ja, ich habe die politische Verantwortung übernommen und ich habe die Konsequenzen auch gezogen, die mich zum Beispiel in den Menschenrechtsbeirat eingestellt habe, geschaffen habe, der auch heute noch existiert und ganz, ganz wichtig ist. Aber natürlich, es gibt in einer Zeit als Innenminister nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge. Aber das Innenministerium hat damals sehr, sehr niedrige Kriminalitätszahlen gehabt. Heute sind die nahezu verdoppelt gegenüber der damaligen Zeit. Hängt natürlich auch mit der Grenzöffnung zum Osten zusammen. Aber es war eine sehr bewegte und sehr interessante Zeit.
Hallo Purkersdorf
00:15:39
Und wie wir gehört haben, auch in Wirklichkeit eine Erfolgsbilanz über dieser Zeit.
Karl Schlögl
00:15:43
Ja, also ich würde sagen, dass ich noch immer zu den Innenministern gehöre. In der Zwischenzeit gibt es bereits den 13. oder 14. Innenminister nach mir. Ich bin der letzte sozialdemokratische Innenminister. Aber ich habe noch immer ein gutes Ansehen, zumindestens in der Exekutive.
Hallo Purkersdorf
00:16:01
Da wollte ich auch noch ganz kurz einwenden, weil du das jetzt gesagt hast, du hast ein gutes Ansehen in der Exekutive. Ich kann mich an eine Geschichte erinnern, dass mir erzählt wurde, wie du mit deiner Frau auf Skiurlaub gefahren bist. Das war, glaube ich, in Tirol. Hat diese Anfahrt, glaube ich, zwölf Stunden oder 13 Stunden gedauert, weil du bei jedem damals Gendarmerie-Station stehen geblieben bist und deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch gegrüßt hast.
Karl Schlögl
00:16:33
Naja, ich habe immer das Ziel gehabt, dass ich in der Zeit, wo ich Innenminister bin, jeden Gendarmerie-Post und jede Polizeistation persönlich besuche. Ich glaube, bis auf einige wenige ist mir das auch gelungen. Und da haben natürlich auch die Urlauber herhalten müssen, sehr zu dem Ärger meiner damaligen Frau. Meine jetzige Frau wäre da großzügiger gewesen.
Hallo Purkersdorf
00:16:55
Wie geht es dir denn jetzt sozusagen in deinem Privatleben ohne Politik? Ich meine, ich stelle mir vor, du hast ja schon gesagt, 50 Jahre in der Politik, 50 Jahre sozusagen gestalten und jetzt ist doch ein neuer Lebensabschnitt für dich eingetreten. Wie wir schon besprochen haben, natürlich auf der einen Seite die Enkel, wo du sehr glücklich bist, aber es ist ein ganz ein anderes Leben. Wie geht es dir jetzt mit diesem Leben sozusagen ohne Politik?
Karl Schlögl
00:17:23
Also es ist ein Leben ohne Politik. Ich bin aber ein interessierter Beobachter der Politik. Ich bin auch noch sehr, sehr gut mit allen entscheidenden politischen Entscheidungsträgern in Österreich vernetzt und führe da auch sehr, sehr viele Gespräche. Und ich mache wirtschaftlich einiges. Ich bin in zwei wichtigen Aufsichtsräten in der Hypo Niederösterreich und in der Baufirma Switalski. Ich mache noch ein bisschen Konsulententätigkeit. Ich habe eine tolle Frau, die mich fordert, die mich beschäftigt. Und darüber hinaus genieße ich das Leben mit meinen Kindern und meinen Enkelkindern. Und ich reise gerne und meine Frau macht das auch mit mir mit.
Hallo Purkersdorf
00:18:01
Was sind die schönsten Momente, die man als Bürgermeister erlebt? Einerseits muss man ja sagen, so wie ich dich als Bürgermeister erlebt habe, du bist und oder du warst, entschuldige, du warst ja für mich so der Vollzeitbürgermeister mit Leib und Seele. Es gab ja de facto in Purkersdorf in diesen 27 Jahren, es gab ja keine Uhrzeit, wahrscheinlich zum Leidwesen deiner Frau, es gab ja keine Uhrzeit, wo du als Bürgermeister nicht präsent warst. Das heißt, egal, wenn was passiert ist, auch in der Nacht, man konnte den Bürgermeister anrufen, der hat abgekommen und war wahrscheinlich kurze Zeit später auch da und hat sich um die Sache gekümmert. Das braucht ja wahnsinnig viel Lebensenergie. Das hast du sichtlich ja auch mit Freude erfüllt. Und mich würde jetzt aber auch interessieren, woraus schöpfst du dann die Kraft, wo du sagst, was sind die schönen Momente bei diesem wirklich anstrengenden Job? Also erfolgreich kann man nur
Karl Schlögl
00:18:57
sein, wenn man eine Sache, von der man überzeugt ist, mit ganzem Herzen betreibt. Wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist, wenn man nicht bereit ist, volles Engagement zu geben, kann man nicht erfolgreich sein. Und jemand, der glaubt, dass er teilzeitmäßig etwas erledigen kann, der ist zum Scheitern verurteilt. Und egal, was ich gemacht habe, ich habe das immer versucht, mit voller Kraft umzusetzen. Und ich habe mich für die Zeit nach der Politik vorbereitet. Meine Entscheidung, als Bürgermeister aufzuhören, habe ich bereits 2014 getroffen. Zurückgelegt habe ich 2018. Ich habe gelernt aus den Fehlern des Jahres 2000. Im Jahr 2000 bin ich als Innenminister ausgeschieden und war eigentlich sehr deprimiert und bin in einer schweren Depression verfallen. Und das wollte ich nicht mehr erleben. Und darum habe ich mich sehr gut darauf vorbereitet, habe mir neue Betätigungsfelder abgesteckt. Und ich habe ein glückliches Familienleben, und das ist ganz entscheidend. Also wenn es zu Hause nicht klappt, dann ist das immer schwierig. Du hast dich sichtlich
Hallo Purkersdorf
00:20:04
als Mensch natürlich neu aufgestellt, neu orientiert. Da kommen wir auch zu dem Punkt, der für mich recht spannend wäre. Wie würdest du rein den Menschen Karl beschreiben? Wie ist der Karl Schlögl als Mensch sozusagen? Weg von den Positionen, Bürgermeister, Innenminister. Wie ist
Karl Schlögl
00:20:23
der Mensch? Ein Mensch mit vielen Schwächen, mit vielen Stärken. Ein Mensch, der Fehler macht, aber auch der vieles richtig gemacht hat. Ein Mensch, der sehr sensibel ist. Und ein Mensch, der Anerkennung braucht. Und ein Mensch, der bereit ist, für andere so weit wie möglich vieles zu tun.
Hallo Purkersdorf
00:20:43
Ja, deine soziale Ader haben wir im Purkersdorf alle kennengelernt. Es ist wirklich auch so, dass auch ich erlebt habe, wie du mitfühlend mit anderen Menschen, denen etwas passiert ist, umgegangen bist und versucht hast, denen zu helfen. Ich habe aber auch den Bürgermeister Karl kennengelernt. Zum Beispiel eines, was du weißt, was dir in deiner Zeit nachgesagt, vielleicht ist es gar nicht so negativ, aber der Küsserkönig Bürgermeister Karl.
Karl Schlögl
00:21:16
Ja, ich bin gern der Küsserkönig. Ich bin gerne auf Menschen zugegangen, vor allem auf Frauen zugegangen. Aber die Gabel hat mich gezähmt.
Hallo Purkersdorf
00:21:26
Ja, es hat dich ja in keinster Weise unsympathisch gemacht. Wir haben auch einen zweiten Punkt. Karl Schlögl ist ein Fußballliebhaber und du bist Rapid-Fan mit Herz und Seele. Wie wir auch wissen, Karl Schlögl hat als Bürgermeister wirklich alle offiziellen Termine wahrgenommen. Allerdings muss ich auch sagen, wenn er ein wichtiges Rapid-Match war, konnte es schon sein, dass der Bürgermeister dann unten gesessen ist und mit dem Handy das Match verfolgt hat.
Karl Schlögl
00:21:59
Ja, diesen Vorwurf gibt es, dass ich allzu oft auf mein Handy schaue und dass ich dem Handy mehr Beachtung beimesse als manch anderen Dingen. Aber damit kann ich gut leben.
Hallo Purkersdorf
00:22:13
Wie sind deine Vorlieben für Kunst, Kultur? Wir wissen, dass in deiner Amtszeit speziell die Open Airs ins Leben gerufen wurden, die eine ganz tolle Sache sind, wie du schon gesagt hast. Das hat Purkersdorf bis weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht. Was sind deine persönlichen Kunst- und Kulturrichtungen, die du pflegst oder die du gerne hast?
Karl Schlögl
00:22:39
Naja, für mich ist Kunst, oder so gesagt, die Kunst hat für mich die Aufgabe, den Staub von der Seele zu wischen. Das heißt, Kunst ist etwas, das einfach zum Menschen dazugehört und das den Menschen auszeichnet gegenüber anderen Lebewesen auf unserem Planeten Erde. Und ich habe versucht, halt Nischen zu finden für unsere Wiener Waldstadt Purkersdorf im kulturellen Leben. Zum Teil sind mir da viele Dinge in den Schoß gefallen, wie die Bühne mit dem Karl Dagatsch und mit anderen, die das damals aufgebaut haben. Vieles habe ich selbst initiiert, wie die Open Air-Konzerte oder die Purkersdorfer Kultursommer. Das Theater Purkersdorf ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Kulturlebens gewesen. Es ist wichtig, dass wir auch als Stadt neben der Weltstadt Wien mit dem ihren Kulturangebot, das es dort gibt, auch eigenständig etwas gestalten und anbieten. Und ich glaube, das ist ganz gut gelungen.
Hallo Purkersdorf
00:23:39
Du hast es schon kurz angesprochen, einer deiner Vorlieben sind Reisen. Wie sieht es damit, ich weiß im Moment sehr schwierig, wie sieht es da aus? Gibt es irgendetwas, was du mit deiner Frau in Planung hast?
Karl Schlögl
00:23:53
Gabi und ich sind in Sachen Reisen eher gleich gestrickt. Das heißt, wir haben gewisse Plätze, wo wir immer wieder hinkommen, wo wir ganz bewusst jedes Jahr oder jedes zweite Jahr dorthin reisen. Wir lieben aber auch ein wenig das Abenteuer. Wir fliegen sehr gerne nach Griechenland. Das ist für uns ganz, ganz wichtig. Wir haben aber auch in Österreich sehr viele Plätze, die wir sehr schätzen.
Hallo Purkersdorf
00:24:19
Wir sind ja vorher ganz kurz schon auf deinen Vater zu sprechen gekommen. Du musstest leider vor wenigen Wochen den Tod deines Vaters verkraften. Für mich wäre aber interessant, wenn ich dich das fragen darf, was meinst du, wie hat dich dein Vater in deinem Leben geprägt? Was hat er dir mitgegeben? Welche Richtungen hat er dir vorgegeben? Wo bist du deinem Vater gleich?
Karl Schlögl
00:24:43
Manche sagen, dass ich ein Ebenbild meines Vaters bin, sowohl vom Aussehen her als auch von der Lebenseinstellung. Ich hatte mit meinem Vater immer ein sehr gutes Verhältnis. Mein Vater war für mich immer der prägende Mensch. Wenn mein Vater zu mir etwas gesagt hat, dann hat das für mich gegolten. Und trotzdem waren die letzten drei Wochen des Lebens meines Vaters für mich wahrscheinlich die wichtigsten in unserem Zusammenleben, weil ich war jeden Tag bei ihm im Krankenhaus. Und wir haben da eigentlich so viel gesprochen in diesen drei Wochen wie im ganzen Leben nicht alleine miteinander.
Hallo Purkersdorf
00:25:29
Dein letztes großes Fest in Purkersdorf, also letztes großes Fest klingt ein bisschen pathetisch, aber das größte Fest, das du in deiner Amtszeit gemacht hast, waren die 50 Jahre Purkersdorf. Wie hast du dieses Fest dann noch empfunden? Hattest du dort schon Gefühle des Abschieds oder dessen, dass du sagst, du übergibst die Stafette?
Karl Schlögl
00:25:57
Es war 2016. Da habe ich schon gewusst, dass ich 2018 spätestens zurücktreten werde. Und das war ein ganz tolles Fest. Da haben sehr, sehr viele Leute toll mitgearbeitet, unter anderem der Michael Köck, aber auch viele andere, die das mitgestaltet haben. Und die Anwesenheit von Mikl Leitner, vom damaligen Bundesminister Dostkozil, haben diesem Fest auch einen würdigen Rahmen gegeben.
Hallo Purkersdorf
00:26:24
Ich habe gehört von dir, und das ist, finde ich, eine sehr große Auszeichnung, dass du, seit du in den sogenannten Ruhestand getreten bist, du bist kein Schattenbürgermeister. Du bist sozusagen kein Einsager. Du mischst dich in die laufenden Geschäfte nicht ein. Aber du bist zur Stelle, wenn man dich fragt. Ist das auch die Rolle, die du anderen empfehlen würdest, die aus ihrer Funktion dann ausscheiden?
Karl Schlögl
00:26:59
Ich habe mich nie als Balkon-Muppet verstanden, sondern Stefan Steinbichle ist mein Freund. Ich unterstütze ihn, wo er das haben möchte. Ich gebe ihm Ratschläge, wenn er das will. Aber sonst muss er seinen Weg selbst finden. Und er hat ein gutes Team um sich herum. Und meine Aufgabe ist es, ab dem Zeitpunkt, wo ich als Bürgermeister ausgeschieden bin, mich um andere Dinge zu kümmern, als um die Entwicklung der Stadt.
Hallo Purkersdorf
00:27:28
Abschließend würde ich dich noch gerne bitten oder fragen, was gibst du den Purkersdorferinnen und Purkersdorfern bzw. den Hörern von Hallo Purkersdorf für die Zukunft mit? Was wünschst du der Entwicklung dieser Stadt?
Karl Schlögl
00:27:45
Wir alle sind eigentlich Glückskinder. Wir müssen uns bewusst sein, dass es noch nie in der Menschheit so eine Zeit gegeben hat wie jetzt. Wir leben in der richtigen Zeit. Wir haben seit 1945 keinen Krieg mehr in Österreich gehabt. Wir leben in der richtigen Region auf diesem Planeten Erde. Uns geht es eigentlich sehr, sehr gut. Und unsere Aufgabe ist, das alles zu erhalten für die Zukunft und das zu bewahren, was wir aus der Vergangenheit mitgenommen haben, und bestmöglich für die Zukunft gestalten. Und Purkersdorf ist auf einem guten Weg.
Hallo Purkersdorf
00:28:25
Lieber Karl, ich danke dir ganz herzlich, dass wir bei dir sein durften, dass wir sozusagen mit dir als Menschen plaudern durften. Ich wünsche dir alles, alles Gute für die Zukunft und sage jetzt auch den Hörern von Hallo Purkersdorf, danke fürs Dabeisein bei dieser Episode mit Mag. Karl Schlögl. Ich hoffe, wir hören uns bald wieder. Tschau, bis zum nächsten Mal.
Karl Schlögl
00:28:53
Hallo Purkersdorf Dies war eine weitere Episode des Podcasts Hallo Purkersdorf. Den Blog zum Podcast erreicht ihr unter hallo-Purkersdorf.blog Produktion und inhaltliche Verantwortung Michael Köck Kontakt per E-Mail unter feedback-at-hallo-Purkersdorf.blog

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